Indigene Berater*innen
Botschafter*innen der Nachhaltigkeit
Eine von der EU und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit geförderte dreiwöchige Veranstaltungsreihe führte Carla Dias vom brasilianischen Institut für Soziales und Umwelt (ISA) und Maximiliano Menezes Tukano als Indigenenvertreter aus dem Amazonasgebiet nach Österreich, Portugal, Tschechien und Griechenland.
In Österreich erfolgte unter dem Motto „Die Zukunft, die wir wollen“ ein Erfahrungsaustausch mit Klimabündnis-Gemeinden und -Schulen, der FH in Wels und der Uni Klagenfurt zu Inhalten und Strategien für eine umfassende nachhaltige Entwicklung.
„Erfahrungen unserer Vorfahren über das Leben im Regenwald sind Grundlage des traditionellen Wissens, das an die Kinder weitergegeben wurde“, erklärte Max Tukano. „Mit Einführung der Schulen drohte es verloren zu gehen. Daher setzten wir uns für Schulen ein, die auch indigenes Wissen vermitteln, um die Jugend auf ein Leben in der Region vorzubereiten und der Abwanderung vorzubeugen.“ Damit werden auch die Kultur und die traditionellen Werte, die die gesellschaftlichen Beziehungen mit der Natur regeln, erhalten. Diese sind geprägt durch eine ganzheitliche Weltsicht, die der hohen Komplexität des umgebenden Ökosystems angepasst ist. Daraus ergibt sich die traditionelle Nachhaltigkeit im Umgang mit den natürlichen Ressourcen, die den Regenwald erhalten hat, „der nicht nur für uns, sondern für die ganze Menschheit überlebenswichtig ist“, betonte Max.
Carla Dias wies auf die Vorreiterrolle des Klimabündnis hin, das die Bedeutung des Lebensraumes Regenwald und der indigenen Kultur erkannt hat und mit finanzieller Unterstützung viele Aktivitäten am Rio Negro ermöglichte, die zu ihrem Erhalt beitragen. Als Beispiel stellte sie den öko-kosmologischen Kalender der Tukano vor. Dafür wurde jahrelang traditionelles Wissen dokumentiert und Daten über das Wetter, die Feldarbeit, die Erträge, das Verhalten der Fische und des Wildes u.a.m. gesammelt. Auf einer Scheibe sind im Zentrum die wichtigsten Sternbilder eingetragen. In sechs folgenden Kreisen sind von innen nach außen die Jahreszyklen der Niederschläge, der Fische, der Tiere, der Wild- und Kulturpflanzen, der religiös-spirituellen Aktivitäten und des Mondes eingetragen.
Der Kalender vermittelt die komplexen Zusammenhänge anschaulich und macht bewusst, dass nachhaltige Entwicklung diesen möglichst gerecht werden muss. Eine wichtige Rolle spielt auch die gesellschaftliche Beziehung zur Natur, denn indigene Völker kennen keinen Privatbesitz bei Naturgütern und ihre Nutzung wird über ein komplexes Regelwerk organisiert, das nicht nur die Natur erhalten, sondern auch zur Förderung der Biodiversität beigetragen hat.
Fazit der Reise – beide Seiten konnten voneinander lernen. Die Gäste haben im Zug den öffentlichen Verkehr bewundert und viele Vorzeige-Projekte von Klimabündnis-Gemeinden kennengelernt, die sie ihren Kommunalpolitikern empfehlen wollen.
@ Klimabündnis Österreich