Energy

Energiedemokratie und -gerechtigkeit

Um Armut zu überwinden sind verschiedene Faktoren wie sauberes Wasser, angemessene Sanitär- und Gesundheits-Einrichtungen, ein gutes Ausbildungssystem und  Kommunikationsnetzwerke nötig. Dennoch ist günstige und verfügbare Energie grundlegend.

Energie ist eine der Voraussetzungen, damit wirtschaftliche und soziale Entwicklung in einem Land stattfinden können. Besitzt man Zugang zu Strom und somit Licht, verlängern sich die Stunden des Tages, an denen man erwerbstätig sein kann, moderne Geräte können dazu beitragen, Zeit einzusparen für Ausbildung und Kinderbetreuung und in der Gesundheitsversorgung können Impfstoffe mit Hilfe von Energie gekühlt werden. Doch wie wird die benötigte Energie gewonnen?



Das Konzept der Energiegerechtigkeit stellt die Frage, inwieweit der Zugang zu Energie und ihre Nutzung weltweit gerecht verteilt sind.

Bei ca. 2,4 Milliarden Menschen weltweit – das ist mehr als ein Drittel der Menschheit –, die als Hauptenergiequelle zum Kochen und Heizen auf Holz, Holzkohle und Dung zurückgreifen müssen und bei mindestens 1,6 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu Elektrizität haben, ist der Zugang zu Energie und Energiedienstleistungen heute nicht gerecht verteilt.

Und auch die Frage nach der Verteilung der Folgen von Energienutzung für Mensch, Natur und Klima ist entscheidend. Jährlich sterben 2,5 Millionen Frauen und Kinder an Schadstoffen, die durch Herdfeuer in den Wohnräumen entstehen. Die Gebiete, in denen Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran abgebaut, aber auch nachwachsende Rohstoffe wie Palmöl angebaut werden, befinden sich häufig im Lebensraum indigener Völker. Und auch unter den Folgen des Klimawandels wie Dürre, Stürme, Wassermangel, das Ansteigen des Meeresspiegels und den Rückgang der Ernten leiden Menschen in Entwicklungsländern am meisten.

Aufgrund der komplexen und unperfekten Natur des Energie-Marktes kann nicht erwartet werden, dass Marktkräfte allein dafür sorgen, dass Energiedienstleistungen nachhaltig sind und den Bedarf der bedürftigsten Gemeinschaften treffen. Kooperation und Partnerschaften zwischen Regierungen, öffentlichen Einrichtungen, Entwicklungsagenturen, Zivilgesellschaft und privatem Sektor sind unbedingt notwendig um sicherzustellen, dass effizientere Energiesysteme – und die Märkte, die nötig sind, um sie zu stützen – für arme Bevölkerungsgruppen zugänglich sind.

 

Das Konzept der Energiedemokratie steht für einen Versuch, die auf Strom- und Wärmeerzeugung fokussierte Diskussion zu Energiethemen um Themen wie Verteilung von Kosten und Nutzen von Energieinfrastrukturen sowie die Beteiligung an erngie- und klimapolitischen Entscheidungen zu erweitern (Bauriedl, Wörterbuch Klimadebatte: 58). Als Konzept mit Gestaltungsanspruch versucht "Energiedemokratie" die gesellschaftlichen Dynamiken der Energiewende breit zu fassen und nicht auf technologische Innovation zu reduzieren. Erneuerbare Energien sind nicht nur ein Mittel gegen den Klimawandel, sie können, richtig genutzt, mehr und mehr Teil einer größeren gesellschaftlichen Veränderung sein. Der Begriff Energiedemokratie kommt aus der Bewegung für Klimagerechtigkeit. Basisdemokratie, Dezentralität, Konzernunabhängigkeit, Verteilung über die kommunale Hand und die Frage wie die benötigte Energie produziert wird, stehen dabei im Fokus.

Während des Klimacamps 2012 wurde folgende Definition gefunden: "Energiedemokratie bedeutet sicherzustellen, dass jedeR Zugang zu genug Energie hat. Die Energie muss jedoch so produziert werden, dass sie weder Umwelt noch Menschen schädigt oder gefährdet. Das bedeutet konkret, fossile Rohstoffe im Boden zu lassen, Produktionsmittel zu vergesellschaften und demokratisieren und unsere Einstellung zum Energieverbrauch zu ändern."

 

Auch in der 2015 verabschiedeten Agenda 2030 und den darin enthaltenen Nachhaltigkeitszielen spielt der Zugang zu Energie eine wichtige Rolle, ihm wird eines der 17 Ziele gewidmet.
 

Die Sektoren Klima und Energie sind eng miteinander verzahnt. Das Energieziel (SDG 7) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sieht vor,

- den allgemeinen Zugang zu bezahlbaren, verlässlichen und modernen Energiedienstleistungen zu sichern,

- den Anteil erneuerbarer Energie am globalen Energiemix bis 2030 deutlich zu erhöhen und

- die weltweite Steigerungsrate der Energieeffizienz bis 2030 zu verdoppeln.

Der Zugang zu Energie ist Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Armutsminderung sowie Basis für eine gute Bildung und Gesundheitsversorgung. Die zentrale Frage dabei lautet: Wie sollte diese Energie gewonnen werden?

 

 

SDG 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern

 

 

 

  • Solarlampen Projekt Peru

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