Hintergrund

Warme Häuser für alle

Wenn wir über Energieherausforderungen nachdenken, liegt der Fokus im Allgemeinen darauf, wie man Energie nachhaltiger produzieren kann. Dabei wird, vor allem in Europa, jedoch in den letzten Jahren ein Aspekt übersehen. Ein bedeutender Teil der europäischen Bevölkerung - mehr als 50 Millionen Haushalte - kann es sich nicht leisten, ein angemessen warmes Zuhause zu haben. Diese Situation, die als Energiearmut bezeichnet wird, kann als Ergebnis von drei Hauptfaktoren dargestellt werden: hohe Energiekosten, ineffiziente Haushalte und niedrige Haushaltseinkommen. Sie wirkt sich auf die körperliche und psychische Gesundheit, das Wohlbefinden und sogar die soziale Integration aus. Die Folgen sind weitreichend, allein in England gibt es jählirch 7 000 vermeidbare Todesfälle im Zusammenhang mit kalten Häusern.

Da die Kommunen bestrebt sind, einen guten Lebensstandard für alle zu gewährleisten, wird es immer wichtiger, die Ursachen der Energiearmut anzugehen. Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten: die Verbesserung von Immobilien, die von kleinen Geräten wie Zugstoppern bis hin zur energetischen Sanierung des gesamten Hauses reichen können, oder die finanzielle Unterstützung bei der Bezahlung der Stromrechnungen.

In der EU sind Gebäude aufgrund ihrer geringen Effizienz für etwa 40 % des Energieverbrauchs verantwortlich. Aus diesem Grund sind energetische Sanierungen von Gebäuden eine nachhaltigere Option als reine finanzielle Unterstützung, wenn es darum geht, Energiearmut langfristig zu bekämpfen.

 

Deshalb konzentriert sich das von der EU geförderte Projekt Climate Active Neighbourhoods unter der Leitung des Klima-Bündnis auf die energetische Sanierung von Wohngebäuden in benachteiligten Stadtteilen. In fünf Ländern Nordwesteuropas arbeiten lokale Behörden, gemeinnützige Organisationen und Energieagenturen zusammen, um auf die Bedürfnisse von gefährdeten Menschen in Energiearmut zu reagieren und den Klimaschutz auf Nachbarschaftsebene zu stärken.

In strukturschwachen Stadtteilen von Essen (Deutschland) werden neue Anreize und Förderungen für Energieeffizienzinvestitionen für Hausbesitzer*innen geschaffen, um die Lebensbedingungen der Mieter*innen zu verbessern.

Plymouth (England) bietet In-Home-Bewertungen an, in denen die Maßnahmen und Verhaltensweisen beschrieben werden, die Menschen umsetzen können, um den Energieverbrauch zu senken. Die Stadt bietet kostenlose einfache Maßnahmen wie LED-Leuchten, Heizungssteuerungen und Entwurfssicherung als Methode des Engagements.

Der Face-to-Face-Ansatz in Lüttich (Belgien) informiert Hausbesitzer*innen über Energieeinsparpotenziale, mögliche Verbesserungsmaßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten.

In Brest (Frankreich) verstärkt die Teilnahme am Projekt lokale Aktionen zur Bekämpfung der Energiearmut und erweitert sie auf eine breitere Basis: Es finden Hausbesuche statt, die sich auf Energieeffizienz und Energiebewusstsein in den Nachbar*innenschaften konzentrieren und Hunderte von Menschen erreichen. Darüber hinaus hat die Stadt mit der Ausrichtung der Internationalen Konferenz über Energiearmut in Europa im Juni 2018 einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung der Energiearmut getan.

Diese lokalen Initiativen sind sehr vielversprechend, und die Europäische Union hat beschlossen, einen globaleren Ansatz zur Lösung dieses Problems zu verfolgen. Allerdings sind die Situationen je nach Land sehr unterschiedlich.

 

Weißt du, was deine Stadt oder dein Land tut, um die Energiearmut zu bekämpfen?


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