Konsum

Der Regenwald auf unserem Teller – importierte Abholzung

Wusstest Du, dass wir oft – ohne es zu wissen –  über eine Vielzahl von Produkten Regenwald konsumieren? Beispielsweise steckt in vielen Kosmetika, Fertigprodukten oder Schokolade Palmöl. Aktuell wird aber gerade einmal auf 0,02 % der weltweiten Produktionsfläche Palmöl in Bio-Qualität angebaut. Der größte Teil wird auf Flächen angebaut, für die tropischer Regenwald weichen musste.


Eine Forscher*innengruppe, bestehend aus Wissenschaftler*innen des Stockholmer Umweltinstituts, des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F) und der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, zeigt in zwei neuen Studien den Zusammenhang zwischen Lebensmittelkonsum in Europa und steigenden Treibhausgasemissionen durch Abholzung von tropischem Regenwald.


Sie fanden heraus, dass besonders Länder, die ihren Waldverlust in den letzten Jahren reduziert haben bzw. sogar erfolgreich aufgeforstet haben, ihren „Waldkonsum“ quasi ausgelagert haben. Durch den stetig ansteigenden Import von Produkten wie Palmöl, Soja und Rindfleisch fördern gerade europäische Staaten und China Abholzung in anderen Teilen der Welt, allen voran Brasilien. Das heißt, dass wir durch den Kauf von bestimmten Produkten oft unbewusst mitverantwortlich für die Rodung von tropischem Regenwald sind, also praktisch „Wald konsumieren“. Die Studie zeigt, dass die Produktion von Nahrungsmitteln und Tierfutter für mehr als die Hälfte des abgeholzten Waldes verantwortlich ist. Wenn sich die Ernährungsgewohnheiten nicht ändern, die weltweite Nachfrage nach Fleisch weiter steigt und auch Staaten oder Unternehmen keinen Richtungswechsel einschlagen, ist auch keine Veränderung dieser Entwicklung abzusehen.


Zwischen dem Rückgang von Waldfläche und dem Ausstoß von Treibhausgas besteht eine direkte Verbindung. Die Abholzung tropischer Regenwälder ist eine der ausschlaggebendsten Ursachen für menschengemachte Treibhausgasemissionen. Dies führt sogar soweit, dass in vielen europäischen Staaten die durch Importprodukte entstehenden Emissionen die der eigenen nationalen Landwirtschaft überschreiten.
Darüber hinaus wird durch die Entwaldung der Lebensraum vieler indigener Völker, die seit Jahrhunderten dort leben und nachhaltig den Wald bewirtschaften, zerstört. Dies führt unter anderem zum Verlust ihrer kulturellen Praktiken, Gesundheitsschäden und im schlimmsten Fall zu Vertreibung. Wie wichtig deshalb die Stärkung indigener Rechte ist, zeigt die Tatsache, dass in jenen Gebiet, wo Indigene Landrechte besitzen, der Regenwald erhalten bleibt.


Zwar sind die Forscher*innen überzeugt, dass vor allem Staaten und internationale Organisationen Verantwortung tragen, politische Maßnahmen zu ergreifen, um diese Entwicklung einzudämmen. „Wenn die EU wirklich ihre Klimaziele erreichen will, dann muss sie härtere Umweltanforderungen an Importfirmen setzen,“ so Martin Persson, einer der Verfasser*innen der Studie."
Nichtsdestotrotz sind wir als Verbraucher*innen nicht machtlos, sondern können durch unseren Konsum und indem wir uns im öffentlichen Diskurs einbringen Politiker*innen beeinflussen.

"Wenn wir tropische Länder in der Aufgabe, den Rgenwald zu schützen, unterstützen sowie Bäuer*innen Alternativen zur Abholzung zur Produktionssteigerung geben, kann es einen großen Einfluss haben."

Florence Pendrill, Autorin der Studie

 

 

 

  • Ölpalmen... (domilo122  / pixelio.de)
    Ölpalmen... (domilo122 / pixelio.de)

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